Der neue Bundestag ist gewählt und wird so divers und vielfältig wie noch nie. Doch auch wenn die Entwicklung in die richtige Richtung geht, ist es noch ein langer Weg, bis sich alle angemessen bei politischen Entscheidungsprozessen vertreten sehen.
Was muss also getan werden, um die Diversifizierung des Deutschen Bundestags voranzubringen? Wie gestalten sich politische Biografien in der Bundesrepublik? Und welche Hürden stellen sich besonders für Personen mit eigenen oder familiären Migrationserfahrungen auf dem Weg in den Bundestag?
Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt der neuen Dialogreihe Diversify Bundestag der Deutschlandstiftung Integration (DSI), zu der die Stiftung gemeinsam mit der Allianz Kulturstiftung heute erstmals ins Staffelgeschoss des Allianz Forums am Pariser Platz eingeladen hat.
„Unsere Gesellschaft profitiert davon, dass sie bunt und vielfältig ist.“ So Christian Wulff, Bundespräsident a. D. und Stiftungsratsvorsitzender der Deutschlandstiftung Integration in seinem Grußwort zur Veranstaltung. „Wir müssen diese Entwicklung unterstützen, indem wir uns überall und immer gegen Rassismus und Ausgrenzung stark machen und für unsere freiheitliche und offene Gesellschaft werben. Und dabei das Verbindende - die Grundrechte und die Würde einer jeden und eines jeden Menschen in unserer Gesellschaft - verteidigen.“ Cem Özdemir von Bündnis 90/Die Grünen hat bei seiner Rede hervorgehoben: „Menschen mit Migrationsgeschichte sind endgültig vom Objekt zum Subjekt der Geschichte geworden. Wir schreiben und erzählen sie selbst in allen Bereichen der Gesellschaft. So sind wir nicht nur ein selbstverständlicher Teil dieses Landes geworden, sondern tragen auch tagtäglich zu seinem Erfolg bei. Daher ist es eine große Ehre und Verantwortung zugleich, diese vielfältigen Lebenswege im Bundestag zu repräsentieren.“
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion, die von der Geschäftsführerin der Allianz Kulturstiftung Esra Küçük moderiert wurde, sprachen Adis Ahmetović (SPD), Muhanad Al-Halak (FDP), Serap Güler (CDU), Amira Mohamed Ali (Die Linke) und Kassem Taher Saleh (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) über ihre politischen Werdegänge.
Während des offenen Gedankenaustauschs hob Küçük die Notwendigkeit einer stärkeren politischen Repräsentation von Personen mit Migrationsbiografie hervor: „Wir haben mit einem Anteil von 11,3 Prozent bereits 3 Prozentpunkte mehr Abgeordnete mit Migrationshintergrund im neuen Bundestag. Das ist eine gute Entwicklung. Allerdings sollte im Jahr 2021 das Gleichheitsversprechen in Artikel 3 unseres Grundgesetzes unser Anspruch sein. Wir sprechen hier von einem Viertel unserer Gesellschaft, die es gilt, auch auf höchster politischer Ebene zu repräsentieren. Da haben wir noch einen weiten Weg vor uns.“
Die Veranstaltung hat einen offenen Diskurs über Hürden und Katalysatoren auf dem Weg in den Deutschen Bundestag angestoßen. Damit unterstreicht sie auch die Wichtigkeit politischer Partizipation für junge Menschen mit Migrationsbiografien. In diesem Sinne diente auch der anschließende Empfang dem Austausch zwischen den Bundestagsabgeordneten und den Stipendiatinnen und Stipendiaten der Deutschlandstiftung Integration.