Die Stipendiatinnen und Stipendiaten aus dem GEH DEINEN WEG Programm der Deutschlandstiftung Integration haben bewegende Lebensgeschichten. Sie handeln von der oftmals schmerzhaften Auseinandersetzung mit Vorurteilen, institutionellen Hindernissen und Ausgrenzungserfahrungen, die sie und vor allem noch ihre Eltern in Deutschland erlebt haben. Gleichzeitig verkörpern diese jungen Menschen ein Bildungsstreben, Engagement für andere und ein starkes Selbstbewusstsein. Für sie hat der Begriff Integration eine emotionale Komponente: Sie wollen ein selbstverständlicher Teil der deutschen Gesellschaft sein und einen Beitrag zu ihrer Verbesserung leisten. Sie sind dabei, ihren Weg zu gehen, und können deshalb zu Vorbildern für andere werden.
Ich war elf Jahre alt, als ich aus Litauen nach Hamburg kam. Meine Eltern und ich wohnten die ersten dreieinhalb Jahre in einer Einzimmerwohnung im Übersiedlerheim im Stadtteil Eidelstedt. Für mich war diese Zeit nicht ganz einfach, da ich anfangs kein Wort Deutsch sprach und niemanden kannte.
Mein Vater war vor meiner Geburt Solotrompeter beim Orchester der Nationaloper in Bukarest. Als Musiker hatte er überhaupt die Möglichkeit, das damals kommunistische Rumänien zu verlassen. Anfang der 1980er konnte er für eine Konzertreise in den Westen reisen.
Wir kamen kurz nach dem 11. September 2001 als Geflüchtete aus dem Irak nach Deutschland und landeten im Oberallgäu. Dort gibt es mehr Kühe als Menschen, sagten wir Kinder irgendwann im Scherz. Ich kam in die dritte Klasse und sprach kein Wort Deutsch, wollte aber Kinderärztin werden.
Als Arbeiterkind kam es für mich nicht in Frage, Kreatives Schreiben zu studieren. Ich musste etwas Handfestes studieren wie Lehramt. Während meines Studiums habe ich damit angefangen, an einem Text zu schreiben, in dem es um einen Generationenkonflikt in einer Migrantenfamilie geht.
Vor kurzem habe ich meine Bachelorarbeit in politischer Philosophie geschrieben. Darin bin ich der Frage nachgegangen, inwieweit sich die rationale Meinungsbildung der Menschen durch die sozialen Medien verändert.
Ich bin überzeugt, dass Frauen in Medizin und Forschung Veränderungen bewirken können. Aktuell haben sie es noch schwer. Sie sind im Studium und im Beruf zwar mittlerweile in der Mehrheit, aber eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen, ist weiterhin schwierig.
Wollte man mich kategorisieren, würde man mich wohl als Arbeiterkind mit Migrationshintergrund beschreiben. Ich bin mit dem Gefühl aufgewachsen, dass ich mich in der Politik einbringen muss, weil meine Belange sonst nicht gehört werden.
Ich studiere Kommunikationsdesign. Im Bundestagswahlkampf 2017 habe ich für die SPD einen Messenger-Bot für Facebook entwickelt. Er sendet Nachrichten der Partei an die Nutzer und ermutigt sie, die Inhalte zu verbreiten.
Ich weiß noch, wie ich Michael Roth kennengelernt habe. Er war bei einer Sitzung des Bundeskabinetts in Berlin. Danach hat er mich direkt getroffen, seinen Stipendiaten. Das hat mir sehr imponiert.
Als ich im Jahr 2015 Stipendiatin bei der Deutschlandstiftung Integration geworden bin, hatte ich schon als Journalistin in Deutschland und Polen gearbeitet. Politische Themen wie Chancengleichheit waren mir immer wichtig.
Dass ich heute in Harvard forschen kann, hat auch mit einem Erlebnis aus meiner Jugend zu tun. In den Sommerferien nach der siebten Klasse bin ich mit meinen Eltern, die 1994 nach Deutschland gekommen sind, in die Türkei gefahren.
Vor zehn Jahre sind meine Mutter, meine vier Geschwister und ich aus den jesidischen Gebieten im Nordirak aufgebrochen, um nach Deutschland zu fliehen. Als Familie haben wir auf ein friedliches Leben gehofft, ohne Angst vor Verfolgung aufgrund unserer religiösen und ethnischen Identität.
Im Jahr 2012 bin ich in den ersten Jahrgang von GEH DEINEN WEG aufgenommen worden. Über das Stipendienprogramm habe ich viele bereichernde Menschen kennengelernt. Darüber hinaus ist ein Netzwerk entstanden, bei dem es um mehr geht als um die Förderung von beruflichen Karrieren.
Die Unternehmen EDEKA, Coca-Cola und Mercedes-Benz unterstützen die Deutschlandstiftung Integration als strategische Partner. Nach 10 Jahren Unterstützung als Unternehmenspartner ist die Deutsche Telekom seit 2022 Spendenpartner der DSI. Das langfristige Engagement macht die erfolgreiche Arbeit der Stiftung erst möglich und verdeutlicht, welche Bedeutung das Thema Integration für die Wirtschaft in Deutschland hat.
Neben der finanziellen Förderung engagierten sich die Partner seit Jahren aktiv im Stipendienprogramm GEH DEINEN WEG, beispielsweise durch die Vermittlung von Mentoren oder die Organisation von Seminaren und Fortbildungen für unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten.