Der öffentliche Dienst sollte ein Spiegelbild unserer vielfältigen Gesellschaft sein – und damit als Vorbild für andere Bereiche vorangehen. Doch auch im Jahr 2024 finden sich bestimmte Gruppen in der Belegschaft der öffentlichen Verwaltung nicht gleichermaßen wieder und erfahren wenig Teilhabe. Wie eine Studie der Beauftrage der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (2020) zeigt, sind Personen, die der statistischen Kategorie "mit Migrationshintergrund" zugeordnet werden können, gerade im gehobenen und höheren Dienst deutlich unterrepräsentiert.
Seit 2020 setzt sich die Deutschlandstiftung Integration (DSI) mit dem Programm Vielfalt im Amt (ViA) gemeinsam mit 19 kooperierenden Bundesbehörden dafür ein, Impulse für eine diversitätsorientierte Personal- und Organisationsentwicklung der öffentlichen Verwaltung zu setzen. Im Zentrum des Projekts stehen dreimonatige Hospitationsmöglichkeiten für Menschen mit Migrationsbiografien, die einen Einblick in den Arbeitsalltag der obersten Bundesbehörden ermöglichen. Daneben sind eine strategische Kommunikationsarbeit sowie ein Begleitprogramm aus Workshops, Kamingesprächen, Exkursionen sowie Vernetzungsmöglichkeiten zentrale Bausteine des Projekts. 2021-2023 wurde das Projekt wissenschaftlich durch das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) begleitet. Der im Jahr 2023 veröffentlichte Ergebnisbericht liefert Handlungsempfehlungen sowie Antworten auf Fragen zu Zugangshürden, der Attraktivität der öffentlichen Verwaltung und einer besseren Erreichbarkeit migrantischer Menschen.
Auswärtiges Amt (AA) | Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) | Bundeskanzleramt (BKAmt) | Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) | Bundesministerium der Finanzen (BMF) | Bundesministerium der Justiz (BMJ) | Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) | Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) | Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) | Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) | Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) | Bundesministerium für Gesundheit (BMG) | Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) | Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) | Bundesverwaltungsamt (BVA) | Deutsche Bundesbank (Bbk) | Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA) | Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS)
Seit 2012 verfolgt der Nationale Aktionsplan Integration das Ziel, die diversitätsorientierte Personal- und Organisationsentwicklung der öffentlichen Verwaltung voranzubringen. Doch ist eine vielfältige Belegschaft nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Wie die Beschäftigtenbefragung der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung aus dem Jahr 2020 zeigt, können lediglich 12 Prozent der Mitarbeitenden in der Bundesverwaltung der statistischen Kategorie "mit Migrationshintergrund" zugeordnet werden. Aktuell liegt der Anteil an der Gesamtbevölkerung in Deutschland bei fast einem Drittel (insgesamt 29,7 %; Westdt.: 32,9 % - Ostdt.: 11,4 %).¹ Bei den Beschäftigten in der Privatwirtschaft waren es im Jahr 2020 sogar über 26 Prozent.²
Unterschiede zwischen Mitarbeitenden mit Migrationsbiografie und ohne lassen sich besonders bei der Art der Beschäftigung erkennen. So sind sie im gehobenen Dienst deutlich unterrepräsentierter als in einfacheren Laufbahnen, im Vergleich häufiger befristet angestellt, öfter überqualifiziert, seltener verbeamtet und profitieren weniger häufig von Beförderungen.³
In Anbetracht dieser Zahlen und im Hinblick auf die Schätzung, dass bis zum Jahr 2036 ca. 50 Prozent der aktuell in öffentlichen Verwaltungen Beschäftigten in den Ruhestand eintreten werden,⁴ zeigt sich der Handlungsbedarf auf Seiten des öffentlichen Dienstes: Im Wettbewerb um die besten Köpfe ist die öffentliche Verwaltung darauf angewiesen, die bislang unterrepräsentierte Gruppe der Menschen mit Migrationsbiografien gezielter anzusprechen.
Wir stehen im Wettbewerb um die besten Köpfe mit dem Rest der Welt. Und in Deutschland haben wir bereits Talente mit Migrationsbiografien. Wir müssen diese erkennen und fördern.
Um Impulse für eine Diversifizierung des öffentlichen Dienstes zu erarbeiten, setzt ViA auf drei wesentliche Bausteine.
Im Zentrum des Projekts stehen dreimonatige Hospitationsmöglichkeiten für Studierende sowie Master- und Bachelorabsolvent:innen mit Migrationsbiografien. Teilnehmende erhalten – ähnlich wie bei einem Praktikum – einen Einblick in den Arbeitsalltag der obersten Bundesbehörden und sammeln praxisnahe Erfahrungen. Die Hospitation findet an vier Tagen pro Woche statt.
An einem Wochentag sind die Hospitan:innen aktiv in ein Begleitprogramm aus Workshops, Kamingesprächen mit Führungskräften in der Bundesverwaltung, Berufsorientierung, Exkursionen und Vernetzungsveranstaltungen eingebunden. Diese bieten den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Erfahrungen während der Hospitationen zu reflektieren und darüber auszutauschen.
Von 2001 bis 2003 waren die Teilnehmenden aktiv in die wissenschaftliche Begleitung des Projekts eingebunden. Diese hatte das Ziel, Antworten auf Fragen zu Zugangshürden, der Attraktivität der öffentlichen Verwaltung und einer besseren Erreichbarkeit migrantischer Menschen zu liefern. Um sowohl die Perspektiven der jungen Teilnehmenden als auch die der Entscheidungstragenden in den Bundesbehörden abzubilden, hat das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) ein multimethodisches Forschungsdesign entworfen. Praxisnahe Vorschläge sollen Impulse dafür liefern, wie die diversitätsorientierte Personal- und Organisationsentwicklung der öffentlichen Verwaltung besser gelingen kann. Diese werden weiteren Behörden und interessierten Personen zur Verfügung gestellt.
Alle Projektaktivitäten von ViA werden von einer vielseitigen Kommunikationsstrategie unterstützt. So soll die öffentliche Verwaltung als attraktive Arbeitgeberin zugänglich gemacht werden und die Projektteilnehmenden als Multiplikator:innen für ihr direktes Umfeld und ihre Community einbinden. Den Höhepunkt der Kommunikationsarbeit bildet eine Social-Media-Kampagne.
Für eine ViA-Hospitation können sich alle bewerben, die über eigene oder familiäre Migrationsbiografien verfügen und die formalen Kriterien für eine Laufbahn im gehobenen oder höheren Dienst besitzen bzw. diese nach ihrem angestrebten Abschluss erfüllen werden. Für den gehobenen Dienst bedeutet das konkret, dass Sie sich im letzten Abschnitt Ihres Bachelorstudiums oder eines vergleichbaren Abschlusses befinden oder dieses bereits abgeschlossen haben. Die Voraussetzung für den höheren Dienst ist ein Master- oder gleichwertiges Studium.
Zudem werden für das Projekt Personen gesucht, die gesellschaftlich engagiert sind und Freude daran haben, kollektive Prozesse aktiv mitzugestalten.
Für die einzelnen Hospitationen können darüber hinaus spezifische Zusatzvoraussetzungen gelten, die Sie direkt in der Einzelausschreibungen finden.
Politik und Entscheidungspersonen in der Verwaltung sind dazu verpflichtet, der nächsten Generation den Weg zu bereiten und Zugangshürden und Formen der Diskriminierung als solche zu erkennen und zu beheben.
Aktuell sind keine Bewerbungen möglich. Sobald neue Stellen ausgeschrieben werden, werden sie auf dieser Seite veröffentlicht.
Bitte beachten Sie, dass es im Falle ausgewählter Stellen in Zukunft zu Abweichungen von der offiziellen Datierung des Bewerbungsschlusses kommen kann.
Nein. Hospitationen sind ausschließlich in Vollzeit (40 Stunden/Woche) möglich.
Ja. Sie werden ein Gehalt in Höhe des gesetzlichen Mindestlohns für Ihre geleistete Arbeitszeit erhalten (40 Stunden/Woche).
Die Arbeitssprache in den Bundesbehörden ist Deutsch. Eine Bewerbung in Englisch ist daher nicht möglich.
Ja. Sie können sich auch auf mehrere Hospitationen bewerben. In diesem Fall füllen Sie bitte das Bewerbungsformular für jede Ausschreibung neu aus.
Nein. Das Programm richtet sich an Studierende und Personen, die ihr Studium bereits abgeschlossen haben. Für einzelne Ausschreibungen können allerdings andere Vorgaben gelten. Beachten Sie daher bitte auch die Angaben in den Einzelausschreibungen.
Aktuell sind keine Bewerbungen möglich. Sobald neue Stellen ausgeschrieben werden, werden sie auf dieser Seite veröffentlicht.
Für Fragen zu den Hospitationsplätzen und zu ViA steht Ihnen Maria Bergmann (030 54 70 70 514) gerne telefonisch und per E-Mail über via@deutschlandstiftung.net zur Verfügung.
Wir freuen uns, mit dieser Kooperation die Idee von mehr Vielfalt in den Ministerien weiterzubringen. Egal, ob in Uniform oder in Zivil, wir brauchen die mit den besten Fähigkeiten und Leistungen, aber auch die mit unterschiedlichen Erfahrungen, Ideen und Perspektiven. Am Ende stärkt Vielfalt die Einsatzbereitschaft.
Unsere gesellschaftliche Vielfalt sollte sich auch bei unseren Beschäftigten widerspiegeln. Denn als Bundesverwaltung haben wir nicht zuletzt eine Vorbildfunktion.
Wie attraktiv ist der Öffentliche Dienst als Arbeitgeber? Erfahren Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft als migrantisch gelesen werden, in der Verwaltung Diskriminierung? Welche Hürden und Barrieren stehen mehr Vielfalt in der Verwaltung im Weg? Und was muss getan werden, um das Amt der Zukunft diverser und diskriminierungsärmer zu gestalten?
Diese und weitere Fragen hat die Deutschlandstiftung Integration (DSI) mit Forschenden des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) untersucht. Der Forschungsbericht des Projekts „Vielfalt im Amt“ (ViA) wurde am 21. März 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Erkenntnisse aus diesem Bericht haben wir gemeinsam mit Gästen aus Verwaltung, Politik und Wissenschaft sowie jungen Stipendiat:innen der DSI im Bundespresseamt diskutiert.
An dieser Stelle steht Ihnen der ViA-Forschungsbericht zum Download zur Verfügung.
Zitiervorschlag:
Hannah Arnu, Sabrina Zajak und Annett Gräfe-Geusch (2023): Wie kommt die Vielfalt ins Amt? Diversitätsgestaltung im Bewerbungsprozess. DeZIM Project Report 6, Berlin: Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM).
© Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung DeZIM e.V., 2023. Alle Rechte vorbehalten.
Für die gelungene Veranstaltung "Wie kommt die Vielfalt ins Amt?" im Bundespresseamt in Berlin (21/03/2023) gilt unser gesonderter Dank den Mitarbeitenden des Bundesprogramms "Demokratie leben!" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), den Vertreter:innen des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, dem Team des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) sowie im Speziellen:
Herr Steffen Hebestreit - Sprecher der Bundesregierung und Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung
Frau Melanie Haas - Leiterin der Abteilung Demokratie und Engagement des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Frau Dr. Małgorzata Peuker-Minecka - Referentin bei Bundeskanzleramt - Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration / Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus
Frau Katarina Niewiedzial - Beauftragte für Partizipation, Integration und Migration des Senats von Berlin
Herr Darius Sultani - Absolvent des Förderprogramms Vielfalt im Amt (ViA) und Alumnus der Deutschlandstiftung Integration
Frau Paulina Olenga Tete - Absolventin des Förderprogramms Vielfalt im Amt (ViA) und Alumna der Deutschlandstiftung Integration
Zur freien Verwendung unter Angabe von:
© Dykiert/DSI Deutschlandstiftung Integration
Bundesregierung (Online-Portal) (2023): Wie kommt die Vielfalt ins Amt? - „Wir können besser werden“
Deutschlandfunk Nova (2023): Forschungsbericht - Behörden müssen vielfältiger werden
MiGAZIN (2023): Angst vor Diskriminierung - Migranten scheuen Bewerbung bei Behörden
Tagesspiegel (2023): Angst vor Diskriminierung - Migranten zögern oft bei Behörden-Bewerbungen
Dank des Engagements unserer Teilnehmenden wird die Vision hinter ViA zur Realität. Mit ihrer dreimonatigen Hospitation und der Teilnahme am Begleitprogramm leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur diversitätsorientierten Personal- und Organisationsentwicklung im öffentlichen Dienst. Aus ihrer Perspektivenvielfalt sind wichtige und wertvolle Handlungsempfehlungen für einen notwendigen Strukturwandel in deutschen Bundesministerien und nachgeordneten Stellen entstanden.
Im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit gewähren einige Teilnehmende spannende Einblicke in ihre Erfahrungswelt während und nach ihrer Hospitation. Wir bedanken uns herzlich bei allen, die dazu beigetragen haben.
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¹ Laut Mikrozensus (Statistisches Bundesamt), Bevölkerung nach Migrationshintergrund, Erstergebnisse 2023.
², ³ Laut der Studie "Kulturelle Diversität und Chancengleichheit in der Bundesverwaltung" der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (Hrsg.), 2020.
⁴ Laut der Studie "Wie kommt die Vielfalt ins Amt? Diversitätsgestaltung im Bewerbungsprozess" des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), 2023.
Abschließend möchten wir Sie bitten, die allgemeinen Datenschutzhinweise für das Projekt "Vielfalt im Amt - ViA" zur Kenntnis zu nehmen.