Stiftungen sind einzigartige Einrichtungen, die aufgrund ihrer oftmals finanziellen und politischen Unabhängigkeit über eine außergewöhnliche Handlungsfreiheit verfügen. Diese Freiheit ermöglicht es ihnen, als bedeutende Impulsgeber der Zivilgesellschaft aufzutreten. Gleichzeitig bringt dieses Privileg die Verantwortung mit sich, aktiv an gesellschaftlichen Entwicklungen teilzuhaben.
Gemäß den Grundsätzen guter Stiftungspraxis sollten Stiftungen sich für Diversität einsetzen. Dennoch zeigen Studien, dass nur neun Prozent der Führungskräfte im Stiftungswesen eine Migrationsbiografie aufweisen. Bei den Vorständen der größten 30 Stiftungen liegt dieser Anteil lediglich bei drei Prozent. Dies steht im deutlichen Kontrast zu den 27 Prozent der Gesamtbevölkerung, die Migrationserfahrungen haben.
Die Deutschlandstiftung Integration (DSI) hat es sich mit dem Programm „Vielfalt stiften“ zur Aufgabe gemacht, diesen Ungleichheiten entgegenzuwirken und die Diversifizierung im deutschen Stiftungswesen zu fördern. Gemeinsam mit Partner:innen aus dem Sektor setzt sich die DSI dafür ein, ein Stiftungswesen zu schaffen, in dem alle Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt und repräsentativ in Schlüsselpositionen vertreten sind.
Mit „Vielfalt stiften“ werden Maßnahmen umgesetzt, die sowohl das Empowerment der Stipendiat:innen stärken als auch zur Reflexion homogener Strukturen im Stiftungswesen anregen. Um diese Ziele zu erreichen, arbeitet die DSI eng mit dem „Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung“ (DeZIM) zusammen, um innovative Strategien und Empfehlungen für eine diversitätsorientierte Personal- und Organisationsentwicklung zu entwickeln, die Barrieren für migrantisierte Menschen abbauen.
Zusätzlich wird ein strategisches Netzwerk aus Personen mit Migrationsbiografien und Stiftungsvertreter:innen aufgebaut, das die nachhaltige Repräsentation migrantischer Stimmen in deutschen Stiftungen unterstützt und dazu beiträgt, ihre Bedarfe besser zu erkennen und einzubinden.
„Vielfalt stiften“ ist ein Programm der Deutschlandstiftung Integration (in Zusammenarbeit mit dem DeZIM-Institut) gefördert von der Robert Bosch Stiftung, der Stiftung Mercator, der Deutsche Postcode Lotterie und der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS.
Die Struktur des Förderprogramms wurde im Rahmen des Pilotprojekts „Vielfalt im Amt“ (ViA) der DSI über Jahre hinweg erarbeitet. In mehr als 15 deutschen Bundesministerien wurden vier Projektmaßnahmen erprobt, aus denen sich „Vielfalt stiften“ zusammensetzt:
„Vielfalt stiften“ entfaltet auf verschiedenen Ebenen messbare und zu analysierende Wirkungen, wobei ein Hauptaugenmerk auf den Bereichen Empowerment, Vernetzung und Bildung liegt:
Junge Teilnehmende mit Migrationsbiografien werden durch „Vielfalt stiften“ empowert, vernetzen sich mit der Stiftungs-Community und erwerben Wissen sowie Fähigkeiten zur Bewältigung von Karrierehindernissen. Qualifizierte Bewerber:innen für Stellen in Stiftungen werden für den Sektor begeistert.
Teilnehmende Stiftungen gewinnen durch das Projekt evidenzbasierte Erkenntnisse und erlangen Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche diversitätsorientierte Organisations- und Personalentwicklung, die sie in ihre eigene Stiftungsarbeit integrieren.
Der Stiftungssektor bildet die Diversität der deutschen Gesellschaft besser ab. „Vielfalt stiften“ schafft eine Plattform für stiftungsübergreifende Vernetzung, auf der Themen wie soziale Gerechtigkeit und Ungleichheiten diskutiert werden. Dies fördert eine diversitätssensible Ausrichtung stiftungsspezifischer Diskurse und stärkt die Ambiguitätstoleranz.
Die Kampagnenarbeit des Projekts beeinflusst alle Ebenen, indem sie den Stiftungssektor als attraktiven Arbeitgeber für Bewerber:innen mit Migrationsbiografien präsentiert. Sie unterstreicht die Authentizität des Engagements von Stiftungen für mehr Vielfalt und motiviert junge Menschen mit Migrationsbiografie, sich im Stiftungssektor zu bewerben.
„Vielfalt stiften“ soll Impulse dafür setzen, wie eine diversitätsorientierte Organisations- und Personalentwicklung im deutschen Stiftungswesen entsprechend der Qualitätskriterien der RAA Berlin gelingen kann.
Der Handlungsansatz der diversitätsorientierten Organisationsentwicklung basiert auf einem ganzheitlicheren Verständnis von Vielfalt. Er berücksichtigt verschiedene Dimensionen mit unterschiedlicher gesellschaftlicher Bedeutung, die miteinander verflochten sind (Intersektionalität) und sich im Laufe der Zeit verändern können. Der Ansatz kann als ein proaktiver, rassismuskritischer Prozess des „Gender- und Diversity-Mainstreaming“ betrachtet werden.
Im Fall von „Vielfalt stiften“ und dessen wissenschaftlicher Begleitung liegt ein besonderes Augenmerk auf dem Vielfaltsmerkmal der Migrationserfahrung/-biografie/-geschichte. Unter dem Begriff verstehen wir sowohl migrantisierende Fremd- als auch Selbstzuschreibungen. Das Vielfaltsmerkmal ist das notwendige Auswahlkriterium für eine Förderung.
Dem Förderprogramm liegt somit eine umfassende, an aktuellen Diskursen ausgerichtete Strategie zugrunde, um Benachteiligungen und Diskriminierungsformen in allen Bereichen des Stiftungswesens zu vermeiden. Nähere Informationen zum Handlungsansatz und den zugrundeliegenden Qualitätskriterien finden Sie unter dem folgenden Link.
Das Projekt orientiert sich an den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals) Geschlechtergleichheit (5), weniger Ungleichheiten (10) und Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen (16). Starke Partnerschaften zur Erreichung der Ziele (17) sind wiederum ausschlaggebend für den Erfolg des Vorhabens. Hierunter verstehen wir den Aufbau kollaborativer Strukturen, die grundlegend sind, um die Mission der diversitätsorientierten Entwicklung umzusetzen.
Zur Umsetzung von „Vielfalt stiften“ werden deutsche Stiftungen eingeladen, das Vorhaben finanziell oder ideell zu unterstützen. Neben u.a. der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung Mercator werden weitere Fördergeber:innen und Unterstützer:innen gesucht, um die kollaborative Idee des Projekts zu verwirklichen.
Werden Sie Teil unseres Konsortiums. Das Projekt bietet kooperierenden Stiftungen eine einmalige Gelegenheit, die diversitätsorientierte Entwicklung des deutschen Stiftungswesen gemeinsam zu gestalten und von den Wirkungszielen des Vorhabens zu profitieren. Der Aufruf richtet sich an alle gemeinwohlorientierten Stiftungen, unabhängig davon, in welcher Rechtsform (Treuhandstiftung, rechtsfähige Stiftung, Stiftungs-GmbH oder Stiftungsverein) sie verfasst sind.
Als wissenschaftlicher Partner tritt das „Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung“ (DeZIM) in Erscheinung. Das DeZIM wird die wissenschaftliche Begleitung von „Vielfalt stiften“ verantworten, um einen konkreten und multimethodischen Beitrag zur Schließung einer bestehenden Lücke in der Stiftungsforschung zu leisten.
Bei Fragen zu Möglichkeiten der Unterstützung des Projektvorhabens und/oder einer Teilnahme am Hospitationsprogramm steht Ihnen Matthias Dederichs gerne telefonisch und per E-Mail zur Verfügung.
Tel.: +49 30 54 70 70 518
Mail: vielfalt-stiften@deutschlandstiftung.net
Nur wenn die gesellschaftliche Perspektivenvielfalt im Stiftungswesen abgebildet wird, können passgenaue Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit gefunden werden. Lassen Sie uns mit „Vielfalt stiften“ gemeinsam für zentrale Werte wie Diversität, Chancengleichheit und Gerechtigkeit eintreten.
Im Rahmen des Projekts „Vielfalt stiften“ bietet die Deutschlandstiftung Integration Studierenden und Absolvent:innen mit Migrationsbiografie die Möglichkeit, dreimonatige Hospitationen in kooperierenden Stiftungen zu absolvieren. Diese Hospitationen bieten wertvolle Einblicke in die Arbeit des Stiftungswesens und fördern die aktive Mitgestaltung einer vielfältigeren Stiftungslandschaft.
Die nächste Ausschreibungsrunde beginnt im ersten Quartal 2025.
Die Teilnehmenden von „Vielfalt stiften“ profitieren nicht nur von der direkten Hospitationserfahrung, sondern sind zugleich in ein umfassendes pädagogisches und wissenschaftliches Begleitprogramm eingebunden. Dieses Programm schafft Räume für Vernetzung, Austausch und persönliche Weiterentwicklung. Gleichzeitig bietet es die Gelegenheit, sich intensiv mit aktuellen Themen des Stiftungswesens und der Diversitätsarbeit auseinanderzusetzen und eigene Perspektiven einzubringen.
Durch eine Kombination aus Fokusgruppen, Workshops und Seminaren arbeiten wir eng mit den Teilnehmenden zusammen, um praxisnahe Erkenntnisse zu gewinnen. Ziel ist es, nachhaltige Veränderungsprozesse in der Organisations- und Personalentwicklung anzustoßen. Die gesammelten Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse münden in konkrete Handlungsempfehlungen für den Stiftungssektor, die langfristig zur Steigerung der Diversität und zur Sensibilisierung in der deutschen Stiftungslandschaft beitragen sollen.
Das Förderprogramm „Vielfalt stiften“ richtet sich an junge, engagierte Menschen, die eine Karriere im Stiftungswesen anstreben und dabei eine vielfältigere Stiftungslandschaft mitgestalten möchten. Um sich für eine Hospitation zu bewerben, sollten Bewerber:innen bestimmte Voraussetzungen erfüllen:
1. Persönliche oder familiäre Migrationserfahrungen
Ein zentrales Anliegen des Programms ist die stärkere Einbindung von Perspektiven, die aufgrund eigener oder familiärer Migrationserfahrungen oft unterrepräsentiert sind. Daher suchen wir gezielt nach Menschen, die durch diese Erfahrungen die Stiftungslandschaft bereichern können.
2. Akademische Voraussetzungen
Bewerber:innen sollten sich mindestens im Bachelorstudium befinden oder dieses bereits erfolgreich abgeschlossen haben. Ziel ist es, Personen zu fördern, die die formalen Kriterien für eine zukünftige Laufbahn im Stiftungswesen erfüllen oder diese nach ihrem angestrebten Abschluss erfüllen werden. Ein Interesse am deutschen Stiftungssektor und eine damit verbundene berufliche Orientierung sind dabei von Vorteil.
3. Gesellschaftliches Engagement
Neben den formalen Anforderungen legen wir Wert auf gesellschaftliches Engagement. Wir fördern junge Menschen, die sich aktiv für gesellschaftliche Belange einsetzen und daran interessiert sind, das deutsche Stiftungswesen kollektiver zu gestalten. Erste Erfahrungen in ehrenamtlicher Arbeit, Teilnahme an sozialen Projekten oder Engagement in zivilgesellschaftlichen Organisationen sind wünschenswert.
4. Offenheit und Lernbereitschaft
Wir erwarten von den Bewerber:innen eine hohe Motivation, Offenheit für neue Perspektiven und eine Bereitschaft, sich intensiv mit den Strukturen und Aufgaben im Stiftungssektor auseinanderzusetzen. Neugierde und die Fähigkeit, sich in komplexe Themen einzuarbeiten, sind wichtige Eigenschaften für eine erfolgreiche Hospitation.
5. Spezifische Anforderungen für jede Hospitation
Jede teilnehmende Stiftung hat möglicherweise zusätzliche spezifische Anforderungen an die Bewerber:innen, die je nach Einsatzgebiet, fachlichem Fokus oder Arbeitsumfeld variieren können. Diese detaillierten Anforderungen sind in den individuellen Ausschreibungen für jede Hospitationsstelle beschrieben. Es lohnt sich daher, sich gründlich über die jeweiligen Rahmenbedingungen der Hospitation zu informieren, um die beste Passung herauszufinden.
Die Bewerbung für eine Hospitation steht allen offen, die die Teilnahmevoraussetzungen erfüllen. Eine Übersicht der verfügbaren Stellen finden Sie unter der Rubrik Ausschreibungen auf dieser Seite. Die Bewerbung ist einzig über das offizielle Bewerbungsportal des Förderprogramms möglich.
Der Bewerbungsprozess erfolgt in zwei Schritten:
1. Schriftliche Bewerbung über das Online-Formular
Über das Online-Bewerbungsformular können Interessierte ihre schriftlichen Bewerbungsunterlagen, bestehend aus Anschreiben (max. 3000 Zeichen inkl. Leerzeichen), Lebenslauf und relevanten Zeugnissen einreichen. Das Bewerbungsverfahren für die aktuelle Ausschreibungsphase ist geöffnet. Bitte beachten Sie, dass der Bewerbungsschluss für bestimmte Stellen möglicherweise verlängert wird.
2. Persönliches Auswahlgespräch
Nach Bewerbungsschluss werden alle Unterlagen sorgfältig von der DSI und ggf. Vertreter:innen der jeweiligen Stiftungen gesichtet. Geeignete Kandidat:innen erhalten im Anschluss eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch. Falls das Gespräch vor Ort durchgeführt wird, übernehmen wir selbstverständlich die anfallenden Reisekosten. Nähere Informationen erhalten Sie zu gegebener Zeit mit Ihrer Einladung.
Eine Bewerbung für „Vielfalt stiften“ ist ausschließlich über das Online-Bewerbungsformular möglich. Der Bewerbungsschluss für die nächste Ausschreibungsphase wird an dieser Stelle bekannt gegeben.
Die Ausschreibungsphase für den zweiten Vielfalt stiften-Durchgang startet im 1. Quartal 2025. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbungen!
Nein. Die Hospitationen mitsamt Begleitprogramm sind ausschließlich in Vollzeit (40 Stunden/Woche) möglich.
Ja. Sie werden ein Gehalt in Höhe des gesetzlichen Mindestlohns für Ihre geleistete Arbeitszeit erhalten (Exklusive Begleitprogramm: 32 Stunden/Woche).
Die Arbeitssprache in den Stiftungen ist Deutsch. Eine Bewerbung auf Englisch ist daher nicht möglich.
Ja. Sie können sich auch auf mehrere Hospitationen bewerben. In diesem Fall füllen Sie bitte das Bewerbungsformular für jede Ausschreibung neu aus.
Nein. Das Programm richtet sich an Studierende und Personen, die ihr Studium bereits abgeschlossen haben. Für einzelne Ausschreibungen können allerdings andere Vorgaben gelten. Beachten Sie daher bitte auch die Angaben in den Einzelausschreibungen.
Abschließend möchten wir Sie bitten, die allgemeinen Datenschutzhinweise für das Projekt "Vielfalt stiften – Gemeinsam für ein diversitätsorientiertes Stiftungswesen" zur Kenntnis zu nehmen.